Samstag, 12. Mai 2012

CSI Koblenz


In Koblenz muss die Lösegeldübergabe abgewickelt werden und du bist mitten drin
Samstagabend in einem Koblenzer Bus der gerade losfahren möchte. Die Tür wird nochmals aufgerissen und in letzter Sekunden stürmen fünf merkwürdige Gestalten herein. Mit Outdoorklamotten bekleidet, leicht verschwitzt und völlig außer Puste, Rucksäcke auf dem Rücken und Stirnlampen auf dem Kopf.
Dann greift einer zum Telefon und stellt merkwürdige Fragen: "Geschafft, wo müssen wir aussteigen?". Dann erfolgt der plötzliche Ruf "Koordinaten" und auf einmal stecken alle fünf die Köpfe zusammen. Der mit dem Telefon wiederholt merkwürdige Zahlen, die anderen strecken ihre klobigen zu großen Handys in die Mitte auf denen sie wie wild drauf rumhacken. "22 ... 5, 4, 3 ... 35 ... 6, 2, 1. Was müssen wir dort machen? ... Ja, ein Schild ... mit QR-Code, danach ein Chirp. Alles klar wir melden uns!"
Einer von Ihnen schreibt den ganzen Irrsinn auch noch mit.
So ungefähr muss es für Passanten ausgesehen haben, als wir die Lösegeldübergabe im Auftrag der CSI Koblenz (GC2YE76) angegangen sind. Aber der Reihe nach.

Der Echtzeitcache aus Sicht der Zentrale. Auch beim Online-Part wurde sehr viel Wert auf Details gelegt. Hinter dem virtuellen Rechner verbirgt sich eine PHP-Anwendung, welche die Antworten der Zentrale verarbeitet und Aufgaben steuert.
Pünktlich um 17 Uhr finden wir uns am Koblenzer Hauptbahnhof ein um nach Anleitung aus dem Listing unser Minigruppenticket zu ziehen. Bis jetzt gestaltet sich der Cache sehr komfortabel, da an alles gedacht und bisher sogar für uns mitgedacht wurde.
Gegen viertel vor sechs kommt der Kontrollanruf aus der Zentrale, der auch wichtig war, denn bei Team 2 gab es Probleme mit der Ruftonlautstärke. Diese war für den Bahnhofslärm zu leise und so wurde deren Kontrollanruf nicht wahrgenommen.
Gut dass wir das gemerkt haben, bevor es los geht.

Der Sekunden- sowie der Minutenzeiger passieren die 12, der Stundenzeiger steht auf der 6. Die Spannung steigt. Wann wird sich die Zentrale melden und was müssen wir tun?

Drei quälende Minuten später ist es endlich so weit. Der erste Anruf, es geht los!
Nach erfolgreich gefundener Zahl (wo und welche müsst ihr schon selbst herausfinden) geht es ab zum Busbahnhof. Dann der erste beunruhigende Anruf: "Die Bahn von Team 2 hat Verspätung, die ihr gleich rausholen müsst!".
Wir zurren die Rücksäcke fester und stellen uns auf eine hektische Suche ein.
Nach ca. 60 Minuten laufen, suchen, spurten, wieder suchen, rätseln, noch schneller laufen sind wir fast wieder da, wo wir angefangen haben.
Um den Stressfaktor zu erhöhen erreichen uns regelmäßig Anrufen aus der Zentrale: "Ihr müsst (noch) schneller laufen", "Ihr müsst Gas geben", "Ihr hängt mächtig hinterher" usw.

Schnell ein Gruppenfoto im Bus. Draußen zieht gerade die Station vorbei, an der wir hätten aussteigen müssen.
Die Koblenzer Busfahrer scheinen von diesem Cache aber noch nichts gehört zu haben. Denn obwohl wir durch Outfit, Konditionszustand (keusch, hechel, prust) und Stirnlampe eindeutig als nicht von dieser (Buisness-Feierabend-)Welt gekennzeichnet sind, müssen wir immer vorne einsteigen und werden jedes Mal nach unserem Minigruppenticket gefragt. Befreundete Cacher erzählten aber von einem Busfahrerexemplar der wohl entfernt ahnte worum es hier wohl geht. Jedenfalls tat er dies an einer Haltestelle durch die Aussage "Die anderen sind immer hier ausgestiegen" kund.

Während einer solchen Busfahrt kommen wir auf glorreiche Idee ein Teamfoto für diesen Bericht zu erstellen. Gesagt getan und flux einen Passanten angesprochen, stellen wir uns auf und grinsen um die Wette. Dass im Moment der Aufnahme unsere Ausstiegshaltestelle draußen vorbeizieht, merken wir erst wie der Bus bei der nächsten Station wieder anfahren möchte.
Unser Geschrei ist wohl laut genug, sodass der Wagenführer ein Einsehen mit uns hat und die Tür nochmals öffnet. (Oder ist er einfach nur froh uns los zu werden?).
Durch die verpasste Haltestelle sind wir ca. 600 Meter zu weit gefahren. da gibt's nur eins: Rucksack runter vom Rücken, dem Nebenmann zuwerfen und sich auf einen 800 Meter Sprint einstellen um die Telefonzelle noch rechtzeitig zu erreichen.
Dort in letzter Sekunden angekommen wird man von der Zentrale mit den Worten begrüßt: "Mann, das war knapp. Jetzt schnell weiter zur den nächsten Koors. Du musst dich beeilen!"

Aber diese gemeine Hetzerei soll nicht ohne Folgen bleiben. Bei den nachfolgenden Anrufen sorgen wir für erhöhten Adrenalinspiegel in der Zentrale, indem wir uns mal mit "Stadtwerke Koblenz", "Krematorium Leipzig Ost" melden, auf die Nachricht „Ihr müsst gleich Bus Nr. 5 nehmen“ mit „Oh, der ist gerade weg“ antworten bzw. nach dem Hint für einen Tradi fragen, für den wir angeblich unterwegs angehalten haben, anstatt zügig zur Bushaltestelle zu laufen. Antworten wie "..... [5 Sekunden Pause] ... WAAAAS ??? Wo seit ihr ??? Ihr müsst sofort zur Haltestelle ! ! !" geben uns Recht, dass der Fake funktioniert hat.

Bei allem Stress kann man doch diesen Tradi nicht so einfach liegen lassen. Von Beifang sollte man bei dieser Jagd generell verzichten. Bei diesem war das Zeitfenster aber so groß, dass wir ausnahmsweise zugreifen konnten.
Bei all den Verschwörungstheorien, denen man sich bei so einem Cache hingibt, finden wir es schon auffällig, dass bis dato die Busse gut gefüllt sind, aber immer die gleichen Plätze frei bleiben. Die Einzelsitze vor der letzten Reihe. Ob das wohl Zufall ist?

Raus aus dem Bus und schnell den nächsten Hinweis finden. Denn die Uhr tickt gnadenlos!
Ebenfalls im Verdacht unter Einfluss fremder Kräfte zu stehen, ist die Situation wie ich vergeblich versuche die Zentrale zu erreichen, sich aber eine andere auch irgendwie vertraute Stimme meldet und was noch viel mysteriöser ist, der Partner gegenüber sowohl mit den gleichen Hintergrundgeräuschen zu kämpfen hat wie ich und diese aus dem Fließgeräusch des Rheins sowie meiner eigenen Stimme bestehen.
War dies noch nicht merkwürdig genug, so telefoniert plötzlich auch eine Mitstreiterin direkt neben mir, die mit den gleichen Problemen kämpft wie ich. Auch sie hat keine Ahnung mit wem sie da gerade telefoniert. Und das ganze unter Zeitdruck, höchst mysteriös ! ! !

Nach weiteren Sprint- und Sucheinlagen mit sehr verwundert dreinschauenden Schängelmuggel geht es dann zur wohlverdienten Pause zum Amerikaner, wo wir Owner und Cachekollegen treffen.

Nach der Pause geht es dann weniger mysteriös und etwas entspannter, bzw. nicht mehr ganz so stressig weiter, was wohl daran liegt, dass sich die drei Team mittlerweile eingespielt und mit dieser Cacheart vertraut gemacht haben.
So können wir unterwegs tatsächlich noch einen Tradi als Beifang verbuchen und die Zentrale braucht auch gar nicht mehr so lange um sich wieder zu fassen, nachdem wir per Handy nach dem Logdatum fragen.

Kurz vor Schluss wird es dann noch einmal fies, als wir unter Zeitdruck gefühlte 500 Steine zählen müssen. Die neugierigen Muggelanfragen kann man dabei nicht als hilfreich ansehen.

- „einhunderfünfundsiebig … einhundersechsundsiebzig … „
- „Was macht ihr da?“
- „ .. einhundersiebenundsiebzig … wir zählen … einhundert ... äh … achtundsiebzig ...“
- „Und warum?“
- „ … einhundertneunundsiebzig … gehört zu einem Spiel … einhundertneun … äh wo war ich?“




Wahrscheinlich hat dieses Plakat absolut gar nichts mit dem Cache zu tun. Als wir nach der Suche in der Kneipe bei einem Bierchen zusammensaßen fanden wir es aber mehr als passend.
Und schon hat man sich verzählt, weiß nicht bei welchem Stein man gerade ist bzw. ob man den ersten schon mitgezählt hat. Also auf von vorne. Von der Zentrale wird unsere Antwort, die gleich viermal überprüft wurde, mit einem lachenden „Stimmt, das hatte ich beim Betatest auch raus.“ kommentiert.
So ist das, wenn Cacher im Betatest das Außenteam markieren und sich später „die Sache von innen anschauen wollen“. Um es mit den Worten von Al Bundy zu sagen: „Wenn die Welt nur eine Kehle hätte ... „
Aber kurz darauf ist die Welt wieder in Ordnung. Gerade als wir die nächste Aufgabe erwarten kommt von der Zentrale die Anweisung „Geht jetzt zu N 50° […]“ Merkwürdigerweise höre ich im Hintergrund die gleiche Anweisung nochmals, jedoch mit einer anderen Stimme und an eine andere Person gerichtet. Wieder ein Mysterium? Nein, diesmal nicht. Es handelt sich lediglich um ein Telefonat mit dem zweiten Team, das mit dem Satz „ ... dort treffen wir uns dann alle beim Final“ endet.
Erleichterung macht sich breit, die aber nicht lange hält. Vor Ort ist die Suche nicht gerade einfach. „Ah die Zentrale kann uns einen Spoiler schicken.“ Die ist aber bereits unterwegs zu uns. Irgendwann entdecken wir die Dose dann aber auch ohne Spoiler und dürfen uns glücklich ins Logbuch eintragen.
Zum Schluss muss ich noch ein großes Lob an meine Mitstreiter loswerden sowie an die Owner des Caches. Nicht nur dass sie vier Monate lang recherchiert, getüftelt und programmiert haben, sie haben es auch zur Perfektion getrieben, die Zeitfenster bis zum nächsten Ergebnis so zu setzen, dass es nie langweilig wird und man permanent unter Dampf steht, der Cache aber trotzdem lösbar bleibt. Kein Wunder, dass der Cache bis heute eine 100% Rate bei den Favoriten vorweisen kann. Auf jeden Fall verdient, wie ich meine.

Dieses Plakat drückt es wohl am Besten aus: Danke für einen tollen Cacheabend mit einer genialen Idee und einer perfekten Umsetzung

Echtzeit-Cache

Bei der Koblenzer Lösegeldübergabe handelt es sich um einen Echtzeit-Cache. D.h jedes der beiden Außenteams muss innerhalb einer bestimmten Zeit Koordinaten und Zahlen finden, Barcodes auslesen, bzw. Chirpnachrichten empfangen. Diese Informationen werden an die Zentrale weitergegeben, die damit wiederum Aufgaben auf einer Website lösen muss um dann wieder neue Informationen und Aufgaben an die Außenteams übermittelt. Auch dies muss innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters geschehen. Und, um dem Ganzen noch die Krone aufzusehen, ist Team 1 von Team 2 sind abhängig und umgekehrt. Sobald einer der drei Teams seine Aufgaben nicht in der vorgeschriebenen Zeit erledigt, ist der Cacheabend beendet und man muss bis zum nächsten Termin warten um nochmals von vorne anzufangen.

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